Im Zentrum des Oasengeschehens steht die Dattel. In dieser Zeit im November läuft die Dattelernte auf Hochtouren.
Juliette hat mich eingeladen, ihre Farm zu besuchen, die sie seit neun Jahren Schritt für Schritt aufgebaut hat. Inzwischen stehen hier 80 Palmen, verschiedene Arten Olivenbäume und 6 Zitronenbäume – eine spezielle Art, gekreuzt mit Mandarine und Orange, sowie etwas Gemüse für den Eigenbedarf. Ein gutes Dutzend Kühe weiden angepflockt am Rande.
Juliette zeigt mir die Farm. Immer noch sind dutzende Palmen noch nicht abgeerntet und voller Früchte, hell und dunkelbraun, manche rötlich, eine andere Sorte in sattem Geld leuchtend. Ich koste die herbe Süße, und genieße den vollen Geschmack.
Nicht alle Palmen tragen bereits. Etwa fünf Jahre dauert es, bis es soweit ist, erläutert Juliette. Sie hat ein einfaches Verfahren entwickelt, wie sie die Datteltrauben vor Insekten schützt: dunkle Gase, einfach zu öffnen. „So reifen die Früchte schneller“, sagt sie. Die reifen Früchte werde in dem Netz aufgefangen. Unten öffnen – und ab in den Korb damit.
Nun gilt es, die geernteten Früchte zu trocknen und sortieren. Dieses Jahr hat es sehr spät begonnen, wie mir Juliette erklärt, vielleicht weil sich der Klimawandel hier eher in Richtung längerer winterlicher Kühle auswirkt. „Man wird sehen“, sagt sie.
Es wird unter Hochdruck an den bereits getrockneten Datteln gearbeitet. Fünf Frauen sind dabei, die Ernte nach Qualitätsstufen auszusortieren. Zwei sortieren vor. Juliette sitzt mit drei anderen in einem gekachelten, hell erleuchteten Raum auf dem Boden und begutachtet. Alle tragen Schutzkleidung. Es wird kaum gesprochen. Am Kopf trägt jede eine Stirnlampe. Eine Vakuumier-Maschine steht für den letzten Arbeitsschritt der Verpackung auf einem Tisch, ansonsten ist der Raum klinisch sauber und leer. Keine Fliege, keine Ameise, kein Staub kommt hier hinein. „Wir könnten hier auch operieren“, scherzt Juliette und sortiert weiter.
Juliette führt mich zum Brunnen im Schatten einer Palmengruppe, dem Herzstück, wie sie sagt. Aus 125 m Tiefe drückt das Wasser hoch. Es speist einen kreisrundes, ca. 8 m weites und 1,5 m tiefes Becken. Von hier verzweigen sich die Kanäle durch die Plantage. Ein urtümliches Maschinenmonster sorgt für die Reinigung des Brunnens. Die Bewässerung wird ansonsten von Hand gesteuert. „Sehr viel Arbeit“, bemerkt sie lakonisch. Ein Fulltime-Job.
Mit dem Dung der Kühe wird gedüngt. Sie lieben und fressen auch Datteln, und zwar die, die ansonsten unverkäuflich sind.
„Noch wichtiger als mit der Natur zu arbeiten, ja am wichtigsten überhaupt ist mir die Zusammenarbeit mit den Frauen. Wir sind ein gutes Team. Das ist das Herz, das hier schlägt. Es ist sowohl dieses interkulturelle als auch das generationenübergreifende, das mich fasziniert und trägt. Auch weil ich selbst eine Frau bin, und weil wir hier eine eigene Kultur des Miteinander entwickeln konnten. Ich könnte auch was anderes machen mit den Frauen, es müssten nicht unbedingt Datteln sein.“ Juliette
Juliette Kaltenrieder Farag ist aus der Schweiz, lebt nun in Bahariya und ist hier verheiratet.
Sie und ihr Mann Montaser führen seit 2009 Besuchergruppen u.a. in die Weiße Wüste. http://www.mystic-desert-tours.com/d
Sie betreiben seit neun Jahren ein bio-organisches Dattelprojekt. http://www.oasen-delikatessen.com