Exkursion in die Wüste

Wir brechen auf zu einer zweitägigen „Dessert Tour“, Hannah, die in Juliettes Dattelfarm arbeitet, Magdi, unser erfahrener Guide und Fahrer, und ich. Wir haben uns einige Ziele vorgenommen, die etwas abseits der Tourirouten liegen. Zumal der Wüstentourismus eine der „Standbeine“ Bahariyas ist und sich nach sieben Jahren gerade wieder belebt. Denn Wüstentouren waren mehr oder weniger verboten nach dem verheerenden Angriff einiger Armeehubschrauber 2015 auf eine Mexikanische Touristengruppe, bei dem 12 Menschen starben.

Danke, Magdi!

www.wuesten-erlebnis.com

Auf geht’s mit Gepäck in einem Jeep, der gut 40 Jahre auf dem Buckel hat.
Vorbei an der Schwarzen Wüste

Die Darb al Qahira Straße verbindet seit einigen Jahren die Kette der Oasen über Farafra und Abu Mingar und Mut bis an die Grenze zum Sudan – eine mehrspurige Autobahn mit kleinen Mauern, an denen sich der Treibsand fängt. Nach einer knappen Stunde erreichen wir die „Ausfahrt“ zum Crystal Mountain. Hier beginnt die Sandpiste.

Crystal Mountain …
Berge und Brocken aus Kristallgestein
Der „Delphin“ aus kristallinem Marmor
Luft raus aus dem Reifen, sonst bleibt man stecken
Eine versteinerte Qualle vielleicht?
Quarzgestein glitzert in der Sonne

Immer, wenn Adda sich die Erinnerung an die Wanderung ins Gedächtnis zurückzurufen versuchte, überkam ihn ein Gefühl des Entzückens und der Freude. Ein Gefühl, gewonnen aus einer rätselhaften, unerwarteten Gewissheit, die im in der Sprache der Vernunft und der Reife sagte, das das Waw vor ihm lag, mit dessen Suche der Wüstenbewohner sein Leben verbringt, und von der er weder Anfang noch Ende kennt. Die unablässige Suche nach der verlorenen Heimat.

Ibrahim al-Koni

Wir verlassen Crystal Mountain und betreten die Weite immer wieder aufs Neue

You cannot travel on the path before you have become the Path itself. (Buddha)

Walk on! (his last words to his disciples)

The Wayless Way, where the Sons of God lose themselves and, at the same time, find themselves. (Meister Eckhart)

Bruce Chatwin, The Songlines

Wo einst das Meer war – eine Höhle mit versteinerten Muscheln

This life is a hospital in which each sick man is possessed by a desire to change beds. One would prefer to suffer by the stove. Another believes he would recover if he sat by the window. I think, I would be happy in that place I happen not to be, and this question of moving house is the subject of a perpetual dialogue I have with my soul.

Baudelaire / Bruce Chatwin, The Songlines

Die Sonne ist der Feind. Zumal, wenn sie genau im Zenit steht, in der Leber des Himmels, wie die Beduinen sagen. Sogar der Stein stöhnt auf, die Bäume weinen und das Eisen schreit um Hilfe. (…)
Am Tag ist alles nichtig. Nur Qual hat die lebende Kreatur im Warten auf die Nacht zu erdulden. Die Nacht ist Erlösung.
Tajjib Salich
Hannah bei der Zubereitung des Essens, das in der Olivenholz-Glut zubereitet wird: Huhn, Reis, Gemüse, später dann Tee, frischgeröstete Erdnüsse und Datteln
Wir nächtigen am Fuße eines mächtigen Monolithen.
Ein Wüstenfuchs schleicht umher.

Die alten Orte kommen zurück, denen er einst den Rücken gekehrt hat und ohne Richtung, ohne Ziel und ohne Führer umhergezogen ist. Weder Rast noch Ruh kannte er, bis die Welt seiner überdrüssig wurde wie er seiner selbst. Welchem enormen Preis er bezahlt hat? Wie viele Jahre ist er ohne Nachricht geblieben und hat niemanden gesehen, bei dem er sich hätte erkundigen können. (…) Wüste. Wo nackte Felsen ihre gezackten Häupter erheben, von der flammenden Sonne versenkt, wo Steine herumliegen abgesplittert von den Felsen, wo Sandwogen zusammenschlagen, stürmische Winde den Sand davontragen, wo die Perspektiven erbeben, der Horizont sich verengt und tiefe Finsternis däut. (…) Dann nahm er seinen Beutel, warf ihn über die Schulte und ging weg, wort- und grußlos, ging in die unbekannte Wüste hinaus, wo er rasch wie der Wind verschwand.

Hassan Nasr

Am nächsten Morgen geht es weiter …
… zur Weißen Wüste.
Zwei Touristinnen ziehen wiegend vorbei
im langsamen Trott der „Karawane“

Sie ritten die ganze Nacht hindurch. Die Kamele flogen durch die Wüste wie geschleuderte Speere. Ein magischer Mond und unzählige Sterne erhellten ihren Weg.

Sabri Mussa

Die Weiße Wüste …
… Kunstgestalten und Tiere, eine unwirkliche Landschaft
Pilz…
und Huhn (bestiegen, gedemütigt, mißachtet)

Einst ein Meer, später ein tropischer Urwald, dann Savanne, ist die Westliche Wüste (auch „Libysche Wüste“ genannt) heute eine – von seinen Oasen abgesehen – eher lebensfeindliche Landschaft aus Sand-, Geröll- und Felswüsten, mit weiten Ebenen, aus denen schroffe Gebirgslandschaften wie die Schwarze und Weiße Wüste im Zentrum und dem faszinierenden Gilf Kebir Gebirge im Länderdreieck Sudan-Libyen-Ägypten herausragen, wohin ich sicher einst hinreisen werde, alleine schon der prähistorischen Felsenmalereien und der grünen Kristalle (Essam Sayed) wegen. Die Westliche Wüste ist jedoch in Wirklichkeit weder „leer“ noch ohne Leben, sondern Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten und durchsetzt mit wasserreichen Depressionen wie die riesige Qatara-Senke ( 200 m u.d.M), aus denen Oasen erwuchsen, die Menschen seit zehntausend(en) Jahren bewohnen. Die Ausmaße sind vergleichbar mit halb Europa: Die Westliche Wüste reicht vom Nil im Osten bis an die Grenze zwischen Libyen und Algerien im Westen, vom Mittelmeer im Norden, bis hinunter zum 20. Breitengrad im Sudan südlich. Im Zentrum liegt eine Oasenkette und mittendrin … Bahariya.

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