Oase Siwa

Shali, die zerflossene Stadt, 1926 zerstört in einem sintflutartigen Regen. Im Hintergrund der markante „heilige Berg“ Dakrour, Ort eines jährlichen Festival des Friedens bei Vollmond im Oktober, der tausende Besucher anzieht und drei Tage dauert.

Siwa 2022 ist schon wieder Geschichte, als ich diesen Beitrag verfasse. Zurück an einem milden Vorweihnachtstag, dem kürzesten im Jahr, habe ich aus hunderten Bildern, die ich mit dem Handy schoss, 30 ausgewählt.

Zusammen mit der Fotografin Nathalie Mohadjer war ich knapp 3 Wochen in Siwa. Sinn und Zweck der Reise war es, in einigen Reise-Magazinen Beiträge zu veröffentlichen. Doch bis dahin wird es dauern.

Hier geht es mir darum, Typisches zu zeigen und einen ersten Überblick zu verschaffen. Die Texte sind knapp gehalten. Erst mal sacken lassen. Das brauchts. Siwa kann einen ziemlich „reinziehen“.

Siwa ist voller Geschichte und Geschichten. Hunderte Tomben sind in die Felsabhänge an den Rändern der Oase hineingehauen. Gleich dahinter türmen sich die Dünen des Ägyptischen Sandmeeres hunderte Meter auf. Die Grabkammern sind zumeist aus der Römerzeit, wurden dann geplündert und später wieder neu verwendet. Wir stoßen auf menschliche Knochen, auch Schädelteile und Stofffetzen, mit denen die beerdigt wurden – Zeugnisse des Vergänglichen.
Auffrischung: ein Lampensprüher im Gegenlicht, sinnbildlich für den Balanceakt eines allenthalben spürbaren Um- und Aufbruchs in Siwa.
Erneuerung: Ein Zimmerer im Zentrum von Siwa beim traditionellen Verwinden von Sisal-Palmenstricken um Palmenbalken für Decken. Siwa arbeitet verstärkt daran, somit dem Verfall der alten Zitadelle und der Altstadt von Shali Einhalt zu gebieten, auch wenn es für viele Gebäude dafür zu spät ist.
Dieser Raum in dem Eco-Hotel Gafar ist im traditionellen Stil aus Salzkristall-Bauelementen von Hand erbaut. Es liegt abgeschieden im Westen Siwas zwischen einem Salzsee und Felsenwänden nahe den Dünen der Wüste. Was schlicht daherkommt, ist purer Luxus für die Superreichen dieser Welt, die sich vom Stress oder Burnout erholen möchten – ohne Strom, Internet oder Telefon. Auch Prinz Charles hat hier einige Wochen verbracht. „Eine der entspannendsten Orte der Welt“, soll er gesagt haben.
Wir hatten Gelegenheit, mit Omar, einem der elf Sheikhs der in Siwa lebenden Berberstämme, ein Gespräch zu führen. Er ist angesichts des zunehmenden Tourismus und der neuen Bewohner aus dem urbanen Ägypten besorgt, ob sich die Tradition wahren lässt. Er liest uns aus dem „Siwa Manuskript“ vor, einer einmaligen Chronik der vergangenen tausend Jahre, mit Geschichten, Verträgen, Ratsentscheidungen. Anschließend macht Nathalie Fotos am Fuß der alten Zitadelle.
Tradition ist „in“ in vielen Läden im Oasenzentrum Shali unterhalb der alten, weitgehend unbewohnbaren Zitadelle mit ihren Lehm-Salz-Häusern. Töpferei und Tuchwaren, Dattelpalmenprodukte und Salzlampen sind Verkaufsschlager und eine Einkommensquelle, wie in diesem kleinen Laden.
oder diesem ..
oder bei Saleh.
Saleh sammelt alte Stücke und tausende Steine.
Und dann gibt es Tee.
Abdu, bzw. auch Abdo: Das ist unser Frühstücksrestaurant, wo wir häufig auch Abendessen. Nathalie kenne ich seit vielen Jahren. Sie lebt mit ihrer Familie in Paris.
Abdo ist Treffpunkt mit Freunden, anderen „Locals“ und Reisenden, Katzen, Hunde, Esel, etc.
Die Melancholie der letzten Feige im Palmengarten eines Freundes.
Die liebenswürdig absurde Fahnenummantelung eines Kunden im Friseursalon.
Shali ist bei Tag und Nacht eine dankbare Kulisse für Aug und Kamera. An der Zitalle Shali essen wir am letzten Abend.
Eine Touristin aus Alexandria in einer Lodge am westlichen Salzsee.
Wir fahren in die Wüste, genannt das „Große Ägyptische Sandmeer“, und passieren den „Gafar Mountain“.
Wir machen Halt an einigen Tomben aus der Zeit der Römer (siehe Knochen, Bild oben).
Kommen wir kurz zur Geschichte. Muss. Die Figur des Gottes der Toten Anubis gehört zu den bekanntesten aus der Zeit der Pharaonen. Im Berg der Toten im Mittelpunkt der Oase gibt es fünf begehbare altägyptische Totenkammern mit Malerei. Entdeckt wurden sie erst 1940, als die Bewohner Siwas vor italienischen Bombenangriffen in den Höhlen am Berg der Toren Zuflucht suchten.
Zahlreiche Tempelanlagen zeugen von der langen, großen Geschichte Siwas.
Der bedeutendste Tempel war eine weithin berühmte Orakelstätte, die dem Gott Jupiter Ammon geweiht war. Hier nahm unter anderem im Jahre 331 v.u.Z. Alexander der Große einen Bescheid entgegen und wähnte sich fortan „göttlichen Ursprungs“. Der Tempel dürfte vor 1.000 v.u.Z. erbaut worden sein. Bereits Herodot erwähnte ihn.
Von dem Tempel des Om Obiaidah, dem Sonnengott Amun-Ra (-Re) ist nur dieses Portal erhalten geblieben, erbaut 359 v.u.Z., der Krieger zeigt. Etwa um diese Zeit besuchte Alexander d.G. Siwa. Dennoch wurden Hieroglyphen verwendet. Damals sollen 10.000 Menschen in Siwa gelebt haben.
Die Bibliothek in dem Eco-Hotel „Taziri“ ist eine wahre Fundgrube für den geschichtsversessenen Gast, mit tausenden Büchern aus den letzten Jahrhunderten rund um Ägypten, Nordafrika und den Nahen Osten, eingerichtet von einem Hotelier, den es aus Marokko hierher verschlagen hatte.
Wir verbrachten im Eco-Hotel „Taziri“ einen entspannten Nachmittag mit dem Blick auf den gewaltigen Gafar-Mountain.
Freitag ist immer Markttag. Laut geht’s zu und manchem Gockel an den Kragen.
Tscha, und wie man nach Siwa kommt, wäre ein eigenes Kapitel. Hier Hinweise eines Reiseführers von 1937. Fragen und Hinweise diesbezüglich nehme ich gerne entgegen.
Zum Schluss: Sonnenuntergang am Gafar Mountain (Siwa-Sprache), auf Arabisch „Andrere Amellal“.

Siwa auf einen Blick

Siwa liegt in der westlich/libyschen Wüste, ca. 310 m südlich von Marsa Matruh (Mittelmeer) und 40 km östlich der libyschen Grenze.  Die Oase liegt in einer Depression ca. 18 m u.d.M. Sie ist 82 km lang, 28 km breit, umringt von Salzseen wie dem al-Zaytoun (25*5 qkm), wo die Salinen sind. Tafelberge aus erodiertem Kalkstein („Limestone“)wie der Gafar Mountain ragen mehr als 200 m aus der Ebene hoch.

Bewohnt wird Siwa von 10 Beber- & 2 Beduinenstämmen, mit einem hohen Maß an Autonomie & eigener Sprache. Die rund 25.000 Einwohner verteilen sich auf ca. 10 Ortschaften. Das Zentrum ist Shali mit der alten Zitadelle, heute ein Ruin.

Die Geschichte der wasserreichen Oase lässt sich bis zur 6. Dynastie (2420 v.u.Z.) zurückverfolgen. Zu besichtigen sind u.a. Tomben der Pharaonen im „Berg der Toten“, der Tempelkomplex des Jupiter Ammon und Amun Re (Orakeltempel von Siwa, erbaut um 600 v.u.Z.), den Alexander der Große im Jahre 331 v.u.Z. aufsuchte. Die Vegetation ist üppig. Es wachsen rund 350.000 Dattelpalmen, 70.000 Olivenbäume, Feigen, Zitrusfrüchte, Granatäpfel, Hibiskus, Tamarisk, Erdnüsse, Obst und Gemüse; Hier leben 164 Vogelarten.

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